Isar-Gedichte und Isar-Poesie in Kurzprosa
Zu Isar München & Oberer Isar – ein fortwährender Fluß an Isar-Lyrik und lyrischer Prosa zur Isar
Im Rahmen des umfassenden und dauerhaften Isarprojekts Die neue Isar, mit Isarbuchreihe und Offenem Isar-Forum, zeigt dieser Bereich hier eine momentane Auswahl an Isar-Lyrik und lyrischen Prosabeiträgen zu Themen der Isar aus den bis 2012 erschienenen neun Bänden der Meta-Reihe Nymphenspiegel. Diese Texte thematisieren entweder den Fluß direkt oder aber sind von der Isar, von Wasser und Fließen inspiriert. Die Entscheidung darüber, eine solche Auswahl, die ständig erweitert wird, als poetische Flaschenpost auch den Strömen des globalen Netzes zu überlassen, ist, wie ich finde, eine dem Fluß gemäße. Denn die Isar ist stetig in Bewegung und selbst ebenfalls Teil eines vernetzten Systems, nämlich jenem der Donau.
Mehr zu Die neue Isar, dieser in ihren letzten vier Bänden überwiegend isarfachlichen Publikation, die alle acht bis zehn Monate mit einer weiteren Ausgabe von etwa 240 Seiten Umfang, mit Beiträgen von je 20 bis 30 AutorInnen erscheint und für die laufend auch literarische Texte in Lyrik und Prosa, ebenso wie neue AutorInnen, gesucht werden, auf den Links dieser Homepage, vor alle aber unter www.die-neue-isar.com/die-neue-isar.
Das gemeinsame Veranstaltungsprogramm des Nymphenspiegel Kulturforum und des daran angeschlossenen Forum neue Isar unter www.die-neue-isar.com/kontakt/isar-veranstaltungen-nymphenspiegel-kultursalon-programm
sämtliche Isarbände der Reihe Die neue Isar sowie alle sonstigen Ausgaben der Reihe Nymphenspiegel können Sie unter dem Link www.nymphenspiegel.de/nymphenspiegel-baende direkt und versandkostenfrei bestellen.
Kleine Auswahl an Fluß– und Isar-Lyrik aus den bis 2012 erschienenen neun Bänden der Reihe Nymphenspiegel, die von Band VI an den Haupttitel Die neue Isar trägt
(Das ©opyright auf alle Texte liegt bei den jeweiligen AutorInnen, bei Interesse wenden Sie sich bitte an die Nymphenspiegel-Redaktion Die neue Isar unter Mail: nymphenspiegel@aol.com.
Verantwortlich für Redaktion und Herausgabe der Reihe ist Ralf Sartori.
Nymphenspiegel hat die ISSN 2191-1371. Alle Bände werden in das Deutsche Literatur-Archiv in Marbach aufgenommen.
Gedanken am Fluß
Fließendes Wasser findet Dauer in steter Wandlung und Bewegung, – ist eine Manifestation lebendiger Weisheit. Es ist, von einem festen Standpunkt aus betrachtet, keinen nächsten Augenblick das Selbe, wirkt als starker Informations-Träger und mystischer Nachrichtenkanal, nimmt Ideen und Gedanken mit in seiner Strömung und trägt sie zu anderen – zu neuen Ufern.
Ralf Sartori
ein au
kleiner unruhig sprühender bach mit wenig existenzberechtigung
kann in einem abflußrohr umgelenkt zerteilt abgeführt und in einer güllegrube wieder ausgesetzt werden ohne daß sich die angler die mädchen die romantiker oder auch nur ein einziger fisch beschweren würde bei den Ingenieuren der Bauleitung
© Sabine Bergk
(aus Band III des Nymphenspiegels)
am mühlbach
am mühlbach in schwarzen wassern
liegt müllers romantisches grab
die mädchen gehn heute gelassen
die alten am sportlichen stab
sie walken trainieren und joggen
und schminken sich glattes gesicht
die schmerzlichen mühlbachtränen
will man nicht
© Sabine Bergk
(aus Band III des Nymphenspiegels)
Ich friere viel in dieser Welt.
Unter’m Hölderlinbaum sprießen Verse,
trocknet die Trauer auf Wäscheleinen.
Frühmorgens: Krähenschrei nach
Verwandlung, Auflösung.
Im Spinnennetz flattert der Himmel,
emporgehoben in einen Winkel von Nichts.
Zu Grabe getragen des Sommer’s Blau,
verbliebene, warme Wünsche.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
hinter grünen tümpeln
hinter grünen tümpeln
liegt ein alter kahn
nyphoman
geht es darin zu
in der nacht
der handel mit hanf
floriert
und in mystischer stund
gibt sich neptun selbst
in das liebesspiel
mit gewaltigem stab
bis der kahn
sternhagelvoll
zusammenkracht
© Sabine Bergk
(aus Band III des Nymphenspiegels)
Erdgeruch umspielte Dein Windmühlenhaar …
… ich träumte, Du wärst Don Quichotte:
Verwundet lagst Du am Fluß der Zeit,
aus dem ich Lichtfluten
für Dich schöpfte.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
stillestehen im fließen
wie unglaublich ist es doch
daß der fluß immerzu fließt
unerschöpflich scheinbar
gleich der Zeit
und nie versiegend
in unvorhersehbaren
Strömungsmustern
die einander stetig
gegenseitig formen
neu erschaffen ohne anfang
ohne ende der fluß
hat mir heut nachmittag
die Zeit
ganz fortgetragen mit der Zeit
da sitz ich also ewig schon
so still und blick ihr hinterher
fassungslos vor ihren ufern
und hoffe daß sie mich von hier
und auch von mir
noch lang nicht fortreißt
© Ralf Sartori
(aus Band III des Nymphenspiegels)
Der Eisvogel
Durch nebelige Atemwände
steigt ein klirrend kalter Tag
aus dem frierenden Gelände,
unter eisigem Belag.
Keine Spur durchzieht die Felder,
eingehüllt und unversehrt,
kein Geräusch durchdringt die Wälder,
unbelaubt und eingekehrt.
Nur das nimmermüde Rauschen
lockt den gleißend-blauen Gast
an den Fluß um dort zu lauschen
in einer erstarrten Rast.
Aus der toten Winterwelt
blendet ein Forellenkleid
den Eisvogel und er schnellt
wie ein Pfeil zur Jagd bereit.
Taucht im Kobaltblaugefieder
in das strömende Kristall
und entfliegt versilbert wieder
hinter einen weißen Wall.
© Barbara Decker
(aus Band II des Nymphenspiegels)
Eisblüten
Zweige wippen auf der Welle
in dem winterklaren Bach
und sie nippen an der Stelle,
wo der Ast vom Baume brach.
Dort sprießen eisige Blüten,
trunken von dem kalten Bad,
wachsen zu Kristall und hüten
ihr verborgnes Reservat.
Warten klirrend, licht und teuer
bis ein Sonnenstrahl sie streift
und ihr Diamantenfeuer
zündet, daß es glitzernd schweift.
© Barbara Decker
(aus Band II des Nymphenspiegels)
Den wahren Fluß-Trail verloren
Öfter schon
falsch abgebogen
im Leben, weg
von meinem Fluß:
im trockenem Lande
mich verlaufen,
verwischt,
von grauem Staub,
die eig´nen Fährten.
Nur der inner´n Bilder
Farben glimmen,
verwehter Düfte Spuren
haften noch
in manchen Stunden –
Du nahes Land,
wie bin ich
oftmals fern von Dir!
***
Das GOLDENE FLIEß
Das GOLDENE FLIEß
gehört den Flüssen an,
wie´s schon der Name sagt.
Wer es besitzen will
und halten, der findet´s nicht
oder irrt für lange Zeit
deshalb umher.
Es durchwirkt dafür nur jene,
die auch im steten Flusse sich befinden.
Als Hintergrund des Mythos um die Argonauten wird angenomen, daß im goldreichen Kolchis, dem späteren Georgien am Kaukasus, Schafsfelle verwendet wurden (und werden), um Gold aus den Flüssen zu waschen. Ausgrabungen in Georgien haben auch besonders kunstvoll getriebene Goldgegenstände aus den Gräbern der Archaischen und Klassischen Zeit hervorgebracht. „Die einheimischen Bewohner halten dichtwollige Schafsfelle ins Wasser, in denen sich der Goldsand fängt“ /Appian, Mithridatischer Krieg. (aus Wikepedia, der Internet-Enzyklopädie).
© Ralf Sartori
(aus Band IX des Nymphenspiegels, ab Juni 2012)
Wir haben die Flüsse
Wir haben die Flüsse uns ähnlich gemacht:
eng, vom Umfeld ihres Seins abgeschnitten,
begrenzt, kontrolliert und vorhersehbar,
alles Eigene von Anfang an hinwegkanalisiert –
und wenn dann alles doch einmal zuviel wird:
Dammbruch und schreckliche Verheerung.
Müßten denn nicht wir uns zuerst verändern,
damit die Flüsse wieder eine Chance erhalten?
Wir könnten so vieles noch von ihnen lernen,
hätten wir sie nur nicht schon so sehr
nach unserem kranken Bilde umgeschaffen!
© Ralf Sartori
(aus Band IX des Nymphenspiegels, ab Juni 2012)
Wie bezeichnend und verräterisch
Wie bezeichnend und verräterisch
doch unsere Sprache ist –
so sagen wir, wir seien am Leben,
da wir anscheinend gar nicht wissen,
was das denn eigentlich bedeuten kann.
Wüßten wir´s, so müßt´ es heißen:
„Wir sind im Leben.“
„Am Leben sein“ bedeutet schon den Rand,
von dort ein knappes „Außerhalb“,
diesen tangierend bestenfalls von Zeit zu Zeit.
Das zeigte mir der Fluß
an einem grauen Novembernachmittag,
als ich am Ufer saß,
denn um noch einzutauchen,
war´s mir schon zu kalt.
Dies zum Trotz erwies er nobel sich
und nahm mich schließlich dennoch auf,
nach einer selbstvergessenen Zeit,
in seine tiefe Aura und sein mannigfaltig´ Tönen,
in seine Bilder, sein Bewegtsein
und einen noch lang anhaltenden geheimen Duft.
© Ralf Sartori
(aus Band IX des Nymphenspiegels, ab Juni 2012)
Das Kind
trank den Wind
und aß Blüten.
Es hatte grünes Haar.
Das Kind
war König des Apfelbaums.
Gräser standen treu zu Diensten
und bewachten seinen Schlaf.
Das Kind
fischte einen Stein
aus schlammigem Bach
und hielt die Welt in seiner Hand.
Das Kind ahnte
alle Träume waren wahr
und die Wirklichkeit ein Traum
jenseits des Gartenzauns.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
Der letzte Sommerwind
raschelt im glühenden Laub.
Ein verirrter Engel sitzt auf
Ackerschollen und faltet erste Nebel.
So viel Abend und Wein
und eine späte Rose blüht
zum zweiten Mal.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
Venus I
Deinen Mund traf ich am Isarstrand
im hohen Gras.
Er näherte sich langsam mir,
wie Venus´ rote Barke, meinem Ufer –
über Goldgeglitzer ungezählter Wellen,
das die Augen unerbittlich schließt.
Mit frühlingsbrisenleichten Schauern,
ummalt von Uferduft
nach warmen Schlamm und erster Minze,
und einem Hauch von Dunkel-Lila –
erstem Veilchen-Atem – in der Luft.
© Ralf Sartori
(aus Band II des Nymphenspiegels)
der espe
mir ist als ahntest
du den wind
wenn all die anderen ringsum
noch still im schlafe stehn
erbebst du schon
geliebte schwester
***
der eiche
dein arm ist rauh
dein körper
hart und schwer
kann sich dem wind nicht neigen
dein lied jedoch
ist zart und
trifft mein herz
***
dem greise
dein hüllenloser leib
steht weiter ungebeugt
und ragt so stolz
als trüge er die krone noch
ich dränge mich
an dich und teile
einen letzten traum mit dir
du aber schweigst
im sommerwind
© angelika genkin
(aus Band II des Nymphenspiegels)
Nach dem Regen
Mattkalter Silberglanz
tropft zäh von den Blättern.
Schwerelos träge
wälzt Grau um Grau
im Himmel sich
Die lichten Tänzer schlafen noch.
In einem schweren Tropfen
glänzt das erste Himmelslicht,
bevor ein neuer Tanz beginnt.
Die Bilder der Vergangenheit
Sinken tief hinab ins Moos.
Fest schlafen sie
zwischen den Wurzeln der Bäume.
Und irgendwann – vielleicht –
nimmt sie der Fluß mit fort.
© Ralf Sartori
(aus Band III des Nymphenspiegels)
leise
die stillen wasser sind uns eingegeben
sie schweigen tags und sprechen in der nacht
ein leiser mensch wird von geräuschen leben
wird hören, lauschen, in den räumen gehn
und in der stille das gesetz verstehn
© Sabine Bergk
(aus Band III des Nymphenspiegels)
An die Isar, die Heilende
Fließend trinke ich, in ihr, durch alle Sinne,
umspült von lichtdurchtränkter Flut,
flußaufwärts blickend ihre tiefe Seele.
Auf Reisen wuchs sie schnell heran
entlang der Ufer,
durch die Landschaft, die sie nährte,
und welche sie, gelöst, nun in sich trägt.
Dem hellen Eis entstammend,
kommt unablässig sie
herab aus stillen Höhen.
Jedoch in Wahrheit liegt ihr Quell
ganz tief in meinem Innern.
Denn tauch ich in sie ein,
so finde ich ganz leicht zu mir
und alles Verloren-Sein
verliert sich schnell in ihrer Strömung.
Sie ist mein Ganges,
der mich wieder tauft
und lichtertrunken meine Seele
mit der Ewigkeit benetzt.
© Ralf Sartori
(aus Band III des Nymphenspiegels)
Es flüstert der Blätterwind:
Die Dichter sind nicht tot.
Sie sitzen auf Mondkieseln,
während die Rosen schlafen.
Der Nachtduft klettert
Sternenstiegen empor.
Dorthin, wo die Dichter
lässig mit den Beinen baumeln.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
Hab den Mond “gedimt”,
sein Licht war gräßlich hell.
Bin beinahe einem betrunkenen Engel begegnet,
`wollte auch noch mit mir kiffen –
ich rauche nicht …
Während er sich eine drehte,
fragte ich ihn nach dem Weg,
bekam keine Antwort.
Fragte nach der Zeit,
da lachte er heiser und sagte:
“In gewisser Weise bist Du wohl allein –
das seid ihr alle.
Was also suchst Du …
das Leben, den Tod, die Liebe?
Es ist da wie dort, früher wie später –
versuch einfach gut drauf` zu sein.”
Zum Glück war noch´n Bier im Kühlschrank,
hab´s getrunken, und den Mond ganz ausgeknipst,
bevor ich schlafen ging.
Sein Licht war einfach zu hell.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
Jeden Tag
dieselben Schritte, Wege.
Am Randstein
sammeln sich Unrat und Zeit,
warten auf den nächsten Regen,
werden fortgespült.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
Kann man oben besser sehen?
Ich bin weit gelaufen,
doch nicht zu mir.
Und weiß nur,
daß die Zeit mich fängt,
und dieses Leben
nicht wiederkehrt,
nicht mir,
nicht Dir.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
Stein, im Fluß bewegter Fels, bald wirst Du Kiesel sein,
erzählst Geschichten von den Zeiten vor der Zeit als
Stein im Fluß.
© Angelika Maria Eisenmann
(aus Band IV des Nymphenspiegels)
Anglerpech
Voller Sehnsucht saß ich,
Traurig, lang am Fluß,
Wollt’ angeln mir
Den schönsten aller Fische.
Mit Leckerbissen
Hab ich ihn gelockt,
Bis ich schließlich glaubte,
Daß ich’s lassen muß,
Weil ich ihn nicht erwische.
Entschied dann doch
Zu suchen mir
Woanders ab und zu
Ein buntes kleines Tier.
Doch als der Fisch das merkte,
Daß ich beschloß, ihn zu vergessen,
Da sprang er einfach raus zu mir
Und hat mich aufgefressen.
© Ralf Sartori
(aus Band V des Nymphenspiegels)
Gärtner
oder nur Grünanlagen-Techniker?
Mehr Poesie des Zufalls und des Zulassens
oder eher ein Übermaß an Reglement
und lebloser Ordnung?
An dieser Frage scheiden sich die Geister
Auch eine Art von
Gärtner-Laufbahn
Schon früh, in jungen Jahren,
Durft’ ich der Ordnung Macht erfahren.
Ich wollt’ im Wald ein Bächlein stauen,
Zuhause hat man mich verhauen,
Weil Flecken auf der Hose waren,
Von Gräsern, Erde und vom Moos –
Man zog an Ohren mich und Haaren,
Und immer hieß es bloß:
Laß jenes, komm jetzt und tu dies!
Das Bächlein, es entfernte sich
So langsam mehr und mehr;
Das Leben dabei von mir wich,
Es staute sich gar sehr
Im Inneren aus mir zurück,
Bis es entschwand dem Blick.
Desto mehr gefiel dafür
Alsbald die Ordnung mir,
Und vor allem die Macht,
Die mich auch heute noch
Mit kaltem Blick
Verführerisch anlacht.
Später hab’ ich nachgeholt,
Was mir als Kind entging,
Weshalb ich mit der Ausbildung
Zum Grüntechniker anfing.
Fortan durft’ ich stauen, stutzen
Alles Dickicht radikal ausputzen,
Durfte streng reglementieren,
Mich für mein Schicksal revanchieren.
Selbst hab’ ich Natur nie mehr gespürt;
Dafür hab’ ich Gartenbau studiert.
Der Chef im Park, das bin ich heute.
Nun kommandiere ICH endlich die Leute.
Der scheue Wanderer muß sich jetzt zeigen.
Kein Unterholz soll für ihn übrigbleiben.
So wandelt niemand mehr entlegen.
Und neben stetig frisch geföhnten Wegen
Wird ab heut nichts mehr betreten,
Auch nicht von Schwärmern und Poeten.
Und ich konnt´ es auch nicht mehr ertragen,
Wenn im Dickicht dauernd Paare lagen,
Unter grünen Baldachimen
Und vom Zwielicht sanft beschienen.
Was sie da auf weichem Moose trieben
Hat schier die Ruh mir aufgerieben.
Hab Leben selbst nicht mehr gespürt,
Dafür hab ich Gartenbau studiert.
Ich lieb’ das Leblose, Sterile,
Und Arbeitsfelder gibt’s hier viele.
Aus Wiesen machen wir nun Rasen
Und alte Parks zu Grünanlagen.
All diese Künstler und Poeten,
Mit ihrem Gejammer
Von Schönheit und von Seele,
Die angeblich verschwinden.
`Sind doch selbst Schuld daran,
Wenn sie das noch spüren.
Und erst ihr Gefasel
von Nymphen und Fluidum –
Ich frag mal anders herum:
Wenn sich so eine Nymphe nie zeigt,
Muß sie eben sehen, wo sie bleibt!
Nur manches Mal in dunklen Stunden,
Zweifle ich und seh’ die Wunden
Die der Ordnungsgeister Kettensägen
Jäh gemünzt zu Holzerträgen –
Alles ausgeputzt, was alt und eigen –
Seh´ der Verwüstung düsteren Reigen.
Ich hab’ die Natur eben nie gespürt,
Dafür hab ich Gartenbau studiert.
© Ralf Sartori
(aus Band V des Nymphenspiegels)
Kindlich
Ins Spiel vertieft
und selbstvergessen
hockt der Knabe
still am Ufer,
läßt Schiffchen schwimmen
aus Papier.
Er ist allein,
ist eins mit allem,
paradiesisch
unschuldsvoll.
Mit allen Sinnen
lebt er jetzt.
Oh, stör ihn nicht!
Laß ihm den Frieden,
die Seligkeit
des Augenblicks!
Der Wunder Himmel
ruh´n in ihm.
Ein Sonnenstrahl
küßt seine Augen,
den Rosenmund,
der kindlich lacht.
In seinen Händen
tanzt die Welt!
© Gisela Wimmer
(aus Band V des Nymphenspiegels)
Leben
Mit Jammergeschrei kam ich zur Welt.
Sie war so kalt, und ich fror,
Ich weinte und schrie nach der Wärme des Bauchs
Und wollte zurück durch das Tor.
Doch gab´s kein Zurück und es gab keine Wahl,
Ich mußte lernen zu leben,
zu schaukeln, getragen werden zum Licht,
Und stürzend in Ängsten erbeben.
Ich gewöhnte mich an dieses Hinauf und Hinab,
Auch lernte ich balancieren
und an den Rändern fest mich zu halten,
Um mich nicht zu verlieren.
Schließlich liebte ich, was einst ich gefürchtet.
Ich liebte das Leben, das Sein.
Längst schon hatt´ ich den Anfang vergessen
Und stürzte mich mitten hinein.
Nun fühl ich das baldige Ende des Festes,
denn langsamer schon dreht sich mein Rad.
Wie einst zu Beginn ich scheute das Leben,
Fürcht´ ich nun ewiges Schweigen im Grab.
© Marylka Bender
(aus Band V des Nymphenspiegels)
Die Zeit
Du hast keine Zeit –
Doch die Zeit hat Dich.
Fest hat sie Dich im Griff.
Frei glaubst Du zu schwimmen,
Doch tanzt Du nur auf Wellen,
Nach einem unbekannten Lied.
Du wirst getragen
Von der Welle Gang
Und glaubst, sie zu beherrschen.
Bis irgendwann an einem welken Zweig
Du hängenbleibst
Und nicht mehr tanzen kannst.
Du fühlst und siehst,
Wie Wasser, wie die Zeit
Gleichgültig weiterfließen –
Ohne Dich!
© Marylka Bender
(aus Band V des Nymphenspiegels)
D´ Zeid
Da lebst jetzt in dera endlos´n Wejd
und host ak´rat oa Hand voj Zeid.
Guad. Packs, hojts fest z´samm
und form was, des di g´freid,
bis dei Hand vakrampft und stiabt!
Oda: Nimm dei Hand voj Zeid,
laß´ ganz entspannt duach d´ Finga varinna
und g´frei di an dem griabign Spuj!
So oda so –
es is ak´rat oa Hand voj Zeid.
© Peter Inzen
(aus Band V des Nymphenspiegels)
Sanduhr
Ich halte in der warmen Hand
ein Glasgefäß, gefüllt mit Sand.
Man nennt es wirklich eine Uhr,
dabei sind´s lauter Körner nur.
Dreh ich es um, so rennt und rinnt
der Sand heraus und es beginnt
die in sich selbst begrenzte Zeit,
nur eine halbe Stunde weit.
Sind in der Uhr mehr Körner drin,
geht´s gar auf eine Stunde hin.
Doch länger kann es wohl nicht sein,
mehr feiner Sand geht nicht hinein.
Ich schau dem leisen Rinnen zu
von der Bewegung bis zur Ruh
am Grunde, der sich langsam füllt,
weil oben sich das Glas enthüllt.
Erst im Betrachten man versteht,
wie zügig doch die Zeit vergeht!
Und nichts hält ihr Verrinnen auf,
sie eilt dahin im Dauerlauf.
Der Sand steigt unten immer mehr,
denn oben wird der Kolben leer.
Gleich ist das letzte Körnchen frei –
die halbe Stunde ist vorbei!
Was hab ich in der Zeit geschafft?
Nur fasziniert dorthin gegafft!
Verflixt, das ist mir doch zu dumm:
Ich dreh die Sanduhr wieder um!
© Gisela Wimmer
(aus Band V des Nymphenspiegels)
Man geht und nachher ist man vergangen.
Verlogene Worte,
Verdrängtes Leid,
Verbrauchte Gefühle,
Verpaßte Zeit,
Vertane Chancen,
Verschenktes Talent,
Versetzte Menschen
Und vieles verpennt.
Verfehlte Ziele,
Verbautes Glück.
Versäumte Liebe
Kommt nie mehr zurück.
Verzweifelte Sehnsucht.
Vergeblicher Rat.
Verdammtes V e r!
Verurteilt zur Tat.
Nimm Dir die Tage,
die Nächte, das Licht.
Jetzt bist Du am Leben,
Versäume Dich nicht.
© Helmut Ruge
(aus Band VI des Nymphenspiegels)
Der Fluß bringt mich zu mir,
bringt mir mich zurück
durch sein stetes Fließen,
das mich anhält
und wieder schritthalten läßt
mit meinem inneren Fluß.
Dieser reflektiert sich am äußeren wieder neu
und kommt darin ruhiger, strömender hervor.
Seine tieferen Stimmen verbinden sich mit den Meinigen.
© Ralf Sartori
(aus Band VI des Nymphenspiegels)
Mai gewittert mit launischem Raunen
Grüne Peitschen schlagen
das hadernde Grau in den Morgen
Der Fluß blutet steinigen Schaum
aus klaffend begradigten Wunden.
***
Ein Trällern hockt blau auf der Leitung. Drahtseilakt zwischen rissigen Masten als Umbaupausenfüller im Morgentheater. Im Osten gibt die weisglühende Göttin ihr Frühlingsdebut vor applaudierenden Himmeln in gesträhntem Türkis. Im Westen formieren sich durchgeladene Katapulte aus wattigem Schaum zum wütenden Angriff. In wartenden Bäumen sekundiert das gefiederte Orchester den Kampf der Giganten.
© Maria Jolanda Boselli
(aus Band VI des Nymphenspiegels)
Dies ist nicht meine Welt.
Das weiß ich, wenn ich am Fluß sitze
und den Zügen hinterhersehe.
Meine Welt zeigt sich eher am Fluß.
Ich bin also immer am Fluß,
wenn du mich suchst.
Wo sonst?
Der Fluß ist immer in Bewegung,
nie derselbe,
doch stets, im steten Fließen,
er selbst.
Der Fluß ist so, wie alles sein sollte.
Er ist es, der mich löst,
durchdringt und heilt.
Wenn du mich suchst,
ich bin immer am Fluß,
solange bis der Fluß in mir bleibt,
sonst bin ich nicht.
Züge fahren manchmal über die Brücke,
Züge mit Waren darauf für die Welt,
Züge, mit Menschen aus der Welt,
und verschwinden, gnädig, im Wald,
der sie wieder dem Blick entnimmt.
© Ralf Sartori
(aus Band VI des Nymphenspiegels)
Stille. Nicht Abwesenheit von Umweltlauten.
Stille.
Anwesenheit der Welt. Wenn der Vorstadtzug verdampft und die kleinen Babys schlafen.
Konfektionierte Worte S bis XYL von der Stange abgerufen und der Alltag hat sein letztes Grau ins Grün gekotzt.
Dann steht sie leise auf und schwebt. Über abendleeren Wegen. Unterm Wellenwasserschlag. Stille.
Wesenheit der Welt.
© Maria Jolanda Boselli
(aus Band VI des Nymphenspiegels)
Was ist Schönheit,
wenn nicht
ungetrübter Abglanz
reiner Wesenhaftigkeit?
© Ralf Sartori
(aus Band VI des Nymphenspiegels)
Am Ufer
Flüsternd zieht
der Fluß vorbei,
immer wieder neu.
Kieselstein
am hellen Grund
schimmert durch die Flut.
Silbergrau,
unendlich alt,
atmet er Geduld.
Wasser strömt
aus Quellenmund
bis zum fernen Ziel.
Schau hinein!
Es wandelt sich,
bleibt doch, was es ist.
Alles fließt,
was Leben hat,
ändert die Gestalt.
Stetig zieht
der Fluß vorbei.
Ewiger Moment!
© Gisela Wimmer
(aus Band VI des Nymphenspiegels)
Kieselstein
Glatter Stein in meiner Hand.
Hab ihn aufgenommen,
als ich grad am Ufer stand,
ihn geschenkt bekommen.
Schön geformt und silbergrau
ziseliert mit Bändern
und ein wenig dunkelblau
an den Außenrändern.
Jahrmillionen ist er alt,
wird noch lange dauern
in der dichten Steingestalt,
seinen festen Mauern.
In der Höhle meiner Hand
schwindet seine Kühle,
bis ganz leise und entspannt
ich ihn atmen fühle.
Dasein in verschiednem Kleid,
seines und auch meines.
Losgelöst von Raum und Zeit
ist doch alles eines!
© Gisela Wimmer
(aus Band VI des Nymphenspiegels)
Stiller Herbst
Reifbeladen
fallen die Blätter
tropfentönend zu Boden
Lärm – der widerhallt in der Lautlosigkeit
Ein Reiher genießt die Morgensonne
auf hohem Fichtengipfel
in eiskalter Luft
Wir sagen nichts
gingen die Worte doch nur verloren
wie Hauch im Äther
Das Schweigen verschluckt fernes Spechtgetrommel
die Isar rauscht wie immer
© Miki Sakamoto
(aus Band VII des Nymphenspiegels)
Ruhiges Mit-Fließen
Schnell ist einstmals frisches Grün
von neuen Blätter aufgebraucht,
ermattet und gebleicht
im Staub des laufenden Jahres.
Dann sitz ich wieder lang am Fluß,
solange, bis das Wasserfließen ankommt
und mit sich nimmt das Nirgendwo der Zeit,
nur ich, nach einer Weile, in mir übrigbleib´,
am Fluß,
in dem sich stetig wandelnden,
doch dauernd frischen Grün.
© Ralf Sartori
(aus Band VII des Nymphenspiegels)
Wenn ich an München denke
denk ich an die Isar
Wenn ich an München denke
denk ich an die Isar
und wenn ich an die Isar denke
denk ich an Kindsein und spielen und Sommer
vor allem an Sommer
Ich hab den Winter einfach ausgeklammert aus meiner Erinnerung
um auch genug Platz zu lassen
für Wärme und Geschrei
Geschrei vor allem um den Fluß zu übertönen
lauter Momentaufnahmen
Standbilder
Alles auf ein paar tausend Quadratmeter Kieselsteine begrenzt wo man leichtfüßig drüberwegflog
Ich allerdings
schon damals etwas behäbiger als alle andern
war schon immer ein schwerer Junge
Begrenzt durch die Bäume auf der anderen Isarseite wo’s nach Haidhausen geht
Feindesland
wir lieferten uns prächtige Prügeleien
Begrenzt auch durch den Wasserfall
früher war da noch ein Damm
und die Kenner wußten ganz genau wo man reinhechten mußte um heil zwischen die Felsen tauchen zu können
Die Fremden schlugen sich oft die Schädel auf
da kamen wir dann recht zum Retten
mit unseren Lebensretterhöschen und Lebensretterkappen
wer den DLRG Grundschein nicht hatte brauchte sich sowieso nicht sehen zu lassen
auf der Schtoanse
schtoanse von steinig
unser Lehel-Lido
an der vormals grünen Isar
Jetzt machen sie ihr schon bei Bad Tölz den Garaus
und wenn sie durch die Stadt durch ist
bei Freising etwa
schau sie lieber nicht mehr an
du glaubst München hätte sich ausgekotzt
Nur damals war noch kein Denken dran
daß man dieser flußgewordenen Lebensfreude mal ein Leid antun könnte
und so hat der Fluß mein Leben geprägt
Du gibst ihm einen Namen
betrachtest ihn
und keinen Augenblick ist er derselbe
Andauernd zieht was Andres, Neues an
dir vorbei denn das Sein eines Flusses ist sein Werden
und so wollt ich mich auch immer neu entwickeln
Die liebe Isar
und der Urwald beim Flaucher
und der Grand Canyon hinter Grünwald
und die Isarfeste an der Isarlust
und natürlich die Spitzbande
gefährliche Burschen
ich hab immer tief und ehrfürchtig gegrüßt
wenn sie knastblaß und federnd an mir vorbeitigerten
Die Spitzbande
das war einfach alles was man selbst nicht war
Sex und Crime und Anarchie
das war die heißersehnte Wirklichkeit
Männerfreundschaft und Bizepskult
Dahin zogs mich
wenn ich an Frühlingstagen zum Physiksaalfenster
hinausträumte wenn ich in unserem ehrwürdigem Wilhelmsgymnasium Bakuninthesen an die Toilettentüren nagelte
als Humanist muß man halt alles in einen Vers zwängen ein Leiden dem ich bis heute nicht entrinnen konnte.
© Konstantin Wecker
(aus Band VII des Nymphenspiegels)
Warnhinweis
Ständig verkürzt das Leben
dessen Erwartung,
seine Dauer,
jeder Augenblick.
Zwar scheint´s verkürzt
ein Leben jeder Augenblick –
ob wir ihn leben oder nicht.
in Wahrheit aber
mehrt er unser Leben,
wenn wir ihn leben.
Und falls doch nicht
gerinnt er gleich
zu nichts
als nur vergehender Zeit.
© Ralf Sartori
(aus Band VII des Nymphenspiegels)
Morgen oder Übermorgen?
Schreie auf allen Kontinenten:
Wasser! Water!
Wasser!
Wasser!
Wir haben kein Wasser mehr!
Es liegt zwar noch etwas nasses
in den Flußbetten und im Boden.
Aber es ist tot.
Vergiftet worden!
Wirtschaftlich ausgedrückt,
es sind zu viele Betriebskosten
in unseren Flüssen gesenkt worden.
Und jetzt haben wir kein Wasser mehr.
Sonst haben wir noch alles.
Öl haben wir auch noch.
Esso hat zufällig neues gefunden.
Aber mit dem Öl haben wir die Meere versaut,
Den Fisch abgebaut,
Die Algen vernichtet.
Und im Namen unserer Kindeskinder auf das Leben verzichtet.
Sie werden uns einmal dankbar dafür sein,
daß sie nicht mehr erscheinen mußten.
Wasser! Water!
Aqua! De l´eau!
Wir haben das Wasser noch vor dem Öl geschafft.
Wer hätte das gedacht!
Eine wissenschaftliche Sensation!
Das Wasser hatte ja einen lustigen Lebenslauf.
Millionen von Jahren war es frisch.
Im 20. Jahrhundert haben wir es gefiltert.
Im 21. gefiltert, gekocht und chemisch gereinigt.
2015 haben wir das letzte frische Quellwasser in Flaschen abgefüllt.
2030 die Flaschen rationiert,
der Innenminister überwacht jetzt die Ausgabe der Flaschen.
Und der Außenminister hält Ausschau nach neuen Wasser-Kolonien.
Kommt aber immer um einige Soldaten zu spät
Aber wir haben noch Whisky! Prost!
© Helmut Ruge
(aus Band VII des Nymphenspiegels)
Sommer am Fluß
Flederflügel flüchtig flattern
in der blauen, stillen Stunde.
Grau im großen, grünen Grunde
kriechen sanfte, schlanke Nattern.
Wilder Waldrand wabert golden
braune, ruhige Rehe rasten
flinke Füchse hört man tasten
durch das Dickicht gelber Dolden.
Mücken schnappen schnelle Fische
Fluß fließt fedrig, leicht und bitter
hinter Bergen ein Gewitter
zaubert feine, kühle Frische.
Spinnen weben Wassertropfen
funkelnd – frische Falterfallen
kreischend kratzen Katzenkrallen
Tau taumelt auf wilden Hopfen.
Fröstelnd hallt das Amselklagen
erste stumme Sterne wachen
von weither ein leises Lachen
dichtes Dunkel voller Sagen.
© Tatjana Kerschbaumer
(aus Band VIII des Nymphenspiegels)
Es wird enger
Natur ist mittlerweile stark bedrängt,
die Arten werden weniger –
und auch ihr Raum: vermehrt beengt;
drum zäunt man gerne heut´ die Reste ein,
mit vielen Schildern meist davor,
das bunte Ausflugsvolke zu belehren,
warum es nicht mehr darf hinein,
um Akzeptanz zudem dafür zu werben.
Doch auch die Freunde der Natur,
die stets behutsam sich darin bewegten,
bleiben nunmehr von ihr ausgesperrt
im breitem Strome der illusteren Besucher,
die jetzt am Zaun entlang verrichten
ihren freizeitlichen Gang.
Früher fuhr man längere Strecken
gerne auch noch mit dem Rad,
beschaulich, schauend, aufrecht,
und den Wind im wehenden Haar.
Heut´ sind Radler eher rar geworden,
sog. Biker rasen überall stattdessen
und vom Zeitgeist wild besessen
an uns surrend schnell vorbei –
spiegelbebrillt, ganz ohne Blick,
dafür behelmt, mit Kampfanzug als zweite Haut,
windschlüpfrig für Volvo, BMW,
oder die Telekom auf buntem Dreß,
obgleich ihnen doch niemand
etwas für diese Werbung zahlt –
zu Training, Livestyle, Sport-Event
und Temporausch.
Natur? So scheint es,
ist für sie nicht mehr
als bestenfalls nur Hintergrund!
Nun hat man uns nur leider
ganz vor´m Zaun vergessen,
beim Wegsperren, bei der Schutzhaft der Natur:
der Menschengäste ebenfalls rar geword´ne Art.
Ich bitt´ euch, liebe Öko-Leute,
laßt uns hinein und gebt uns endlich auch Asyl!
© Ralf Sartori
(aus Band VIII des Nymphenspiegels)
Was sind uns noch die Gärten?
(Ein Beitrag zur Renaturierung unseres Klang-Raumes)
Was sind uns noch die Gärten?
Haben Arkadien wir vergessen?
So gründlich, daß wir diese Inseln
der Stille, Ruhe, innerer Einkehr,
der Rückgewinnung unserer selbst,
dem stetigen Maschinendröhnen
anhaltender Ruhelosigkeiten opfern?
Warum in aller Welt erdulden wir,
daß Rasenmäher heut so laut sein
können wie ein Moped oder LKW?
Warum dürfen heulende Laubgebläse
ständig unser Weniges an Ruhe töten
und an aller Nerven sägen?
Wie widersinnig ist es doch,
daß heut´ so viel Unfrieden
gerade von den Gärten ausgeht!
Man könnt auch Rasen leis´,
elektrisch mähen und an den Geräten
gewiß den Lärm noch weiter dämmen.
Haben Auflagen sonst wir nicht
denn auch für alles und bei jedem?
Dicht gefolgt den Rasenmähern
kommen Hochdruckreiniger zum Zug,
die Putz- und and´ren Zwangsneurosen
erst den kollektiven Stachel geben!
Und mit den Laubgebläsen!
Ich frag mich, wie in aller Welt man
auf der Welt nur Laub und Staub gefegt,
bevor uns diese Plage seitens Industrie
und Werbung aufgeschwätzt?
So erscheinen sie als Terror-Instrument
in jeder Hand schon bald und dürfen,
frei und ohne Waffenschein, heut´
so lang´s denjenigen beliebt,
als Massenvernichtungswaffen,
die Stille ganzer Nachbarschaften töten.
Immer jedenfalls verwendet
von Service-Firmen, ob Garten-
Pflege, Putz-, Hausmeisterei,
damit auch deutlich jeder merkt,
sie waren da, man hat´s gehört!
Und wo es doch so laut,
da wurde sicher viel getan.
Jedoch arbeiten könnte man auch leiser,
und dabei sicherlich noch mehr bewirken,
Warum lassen wir den Terror zu?
Haben Auflagen sonst wir nicht
denn auch für alles und bei jedem?
Beispielsweis´ bei der Kultur!
Da darf ein Wirt nur sehr vielleicht
Und jederzeit auch widerruflich,
bloß, um ein Beispiel kurz zu geben,
ein wenig Kleinkunst seinen Gästen bieten.
Doch damit ist´s ganz schnell wieder vorbei,
sobald auch einem Nachbarn nur das Husten
eines Gasts oder ein Weniges Konversation
zu etwas spät´rer Stunde vor der Tür, mißfällt.
Welch ein Wahnsinn herrscht in dieser Stadt!
Wir könnten´s einfach ändern, läge es nicht an uns.
© Ralf Sartori
(aus Band VIII des Nymphenspiegels)
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Ralf Sartori