Gas-Fracking im Chiemgau unter dem Langbürgner See, in Bayerns ältestem Naturschutz- und im FFH-Gebiet Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte
bzw. mittels Hochdruckspülverfahren unter Hinzunahme von Chemikalien und Schmierstoffen
Zum Hintergrund:
Eigentlich unfaßbar! So sollte im Chiemgau, inmitten des Naturschutzgebiets Eggstätt Hemhofer Seenplatte, mit ihren 18 von sauberem Grundwasser gespeisten Seen, und zwar direkt unter dem Langbürgner See, Gas gefördert werden: mittels des hydraulischen Fracturing oder kurz „Fracking” genannt, wie aus zahlreichen Presse-Veröffentlichungen zu erfahren war. Die Methode wurde seit der Jarhtausendwende größtenteils auf us-amerikanischen Förderfeldern weiterentwickelt. Umweltschützer zeigen sich höchst besorgt über das so genannte Fracking-Verfahren, das ihrer Meinung nach zu viel Wasser verbraucht und das Grundwasser hochgradig verseuchen kann, denn hierbei sind über 100 chemische Substanzen im Einsatz.
Doch handelt es sich bei diesem Gasförder-Vorhaben, das unter dem Langbürgner See zum Einsatz gelangen soll, tatsächlich um das sog. Fracking-Verfahren? Um diese Frage präzise zu beantworten, betrachten wir zuerst die Definition: „Mit Fracking (engl. Hydraulic Fracturing“, für „Hydraulisches Brechen“) bezeichnet man die Erzeugung von Rissen im tiefen Untergrund, um das Fließen von Gasen oder Flüssigkeiten in dichtem oder zugesetztem Gestein zu erleichtern, so Exxon Mobile“. Mit einem Frack wird Schiefergestein im Untergrund gebrochen. Man schiebt die Bohrflüssigkeit mit 1300 bis 1400 Bar in poröse Rohre! Das Gewicht eines Mittelklassewagens auf einen Quadratzentimenter!
Besteht der Untergrund nicht aus Schiefergestein, kann man, genau genommen, nicht von Fracking sprechen. In Bayern gibt es kein Schiefergestein. Darin dürfte der wesentliche Unterschied bestehen. Doch in der Sache an sich, mit Blick auf mögliche Gefahren für Natur und Grundwasser, spielen solche Unterscheidungen keine wesentliche Rolle. Denn: Ein Hochdruckspülverfahren mit Hinzunahme von Chemikalien und Schmierstoffen hätte durchaus unter dem Langbürgner See zum Einsatz gelangen können. Hierbei wird mit großem Druck in nicht porösen Rohren die Bohrspülung in die Schichten gepressten Sandes und harter Sedimente gequetscht und die Gasblasen hinterspült.
Unfaßbar und absurd, denn dieses Naturschutzgebiet bildet zugleich auch das Trinkwasser-Einzugsgebiet für die Gemeinden dieser Region. So daß man es zuerst einmal nur für einen schlechten Witz hält.
Der Bayerische Umweltminister Marcel Huber hat sich zwar im Juli 2012 ebenfalls für ein generelles Frackingverbot in Bayern ausgesprochen, doch das kann er ja auch leicht, wenn sich ein vergleichbares Hochdruckspülverfahren im streng fachlichen Sinne dieser Definition entzieht: „In Deutschland haben wir damit wenig Erfahrung. Ich sehe eine hohe Unsicherheit, ob man die giftigen Substanzen punktgenau einbringen kann. Mich alarmiert, dass davon etwas in unser Grundwasser gelangen könnte – das wäre eine tickende Zeitbombe für Bayern. Unsere großen Vorkommen an hochwertigem Wasser sind zu wertvoll für solche Experimente.“ Quelle: www.merkur-online.de/nachrichten/bayern/marcel-huber-ueber-fracking-erdgas-bohrung-tickende-zeitbombe-2369217.html.
Doch darüber, wo letztendlich gefördert werden darf, entscheidet ohnehin der Bund, zuständig ist Bundesrecht, über das sog. Bergbau-Gesetz, und nicht das Land Bayern. Dazu an späterer Stelle mehr.
Kontakt zur Bürger-Initiative,
die sich gegen die Gasförderung unter dem Langbürgner See – direkt neben dem Naturschutz- und FFH-Gebiet Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte einsetzt, finden Sie unter www.gegen-gasbohren.de/initiativen/breitbrunn/
Themen-Einbindung in das Fluß-Portal Die neue Isar
Das Projekt wurde glücklicherweise, zumindest vorerst, durch den massiven Widerstand, vor allem aus der Region selbst, unter Beteiligung unseres Forums, verhindert.
Daß dies auch ein Thema für das Flußportal Die neue Isar ist, liegt daran, daß durch das Gas-Förder-Projekt im Chiemgau unmittelbar die Grundwasser Flüsse betroffen und gefährdet werden und diese Bedrohung nicht allein das Chiemgau berührt, sondern ähnliche Vorhaben über das ganze Land verteilt auf uns zukommen können.
Näheres zum Gasförder-Projekt
In der Erwartung steigender Gaspreise und unter Ausnutzung neuer Bohrtechniken werden Lagerstätten interessant, die vor einigen Jahren noch nicht wirtschafltich förderbar waren. Im Gemeindegebiet Breitbrunn am Chiemsee plant das österreichsiche Unternehmen RAG Austria, ursprünglich in Kooperation mit E.ON, mittlerweile jedoch mit der Bayerngas GmbH die Erschließung zweier neuer Lagerstätten. Unter dem Langbürgner See – direkt neben dem Naturschutz- und FFH-Gebiet Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte – sollten mit Hilfe von Horizontal- bzw. Ablenk-Bohrungen vorhandene Gasvorkommen erschlossen werden. Und auch der russische Staatskonzern Gazprom vertritt hierbei eigene Interessen, diese zwar nicht bei der sog. unkonventionellen Förderung des Gases, dabei jedoch, wie in der Recherche zu erfahren war, bei der wirtschaftlichen Verwertung des nach Ausbeutung des Vorkommens leer gewordenen Gas-Speichers. Und dieser bietet schließlich einen dauerhaften ökonomischen Nutzen für den Konzern, auch in Anbetracht staatlicher Subventionen, die im Zuge der sog. Energiewende langfristig bereitgestellt werden. Die entscheidende Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist nun: „Benötigen wir, abgesehen von der Ausbeutung dieses eher geringem Gasvorkommens, noch weitere Gasspeicher-Kapazitäten in Bayern?“ Und dies ist hier eindeutig zu verneinen; schon gar nicht, wenn dadurch eines der wertvollsten FFH- und Natura 2000 Gebiete in Bayern und zugleich ein Trink- und Grundwasserschutzgebiet von herausragender Bedeutung ohne jede Not gefährdet wird, einzig und allein aus wirtschaftlichen Interessen.
Diese Horizontal- bzw. Ablenk-Bohrungen machen es möglich, vom Rande des Naturschutzgebietes aus, unter den See zu bohren. Dabei soll erst senkrecht bis 400 Meter Tiefe gebohrt werden. Anschließend soll abgelenkt werden, um dann horizontal 1000 Meter unter den Langbürgner See zu bohren. Danach soll nochmals abgeleitet und eine Tiefe von 2400 Meter erreicht werden. Eine zweite Bohrung würde 1100 Meter in die Tiefe gehen.
Gasförderung ist aufwendig und mit einer Reihe von Nebenwirkungen verbunden, über die in der Industrie nicht gerne gesprochen wird. Alleine ca. 6000 qm groß soll der Bohrplatz knapp an der Grenze zum Naturschutzgebiet werden. Ein solcher Bohrplatz ist meist schnell eingerichtet, genau wie der Aufbau des ca. 30 Meter hohen Bohrturms. Die eigentliche Bohrung läuft 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Nachts werden die Bohrplätze hell beleuchtet. Sie sind im weiten Umkreis zu sehen und kaum zu überhören. Der Bohrbetrieb kann mehrere Monate dauern. Gerade in Anbetracht des wertvollen Naturschutzgebietes Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte und der darin lebenden geschützten Tierarten wäre ein solches Unterfangen der blanke Irrsinn.
Während der Bohrung fallen riesige Mengen Bohrschlämme an. Zum Abtransport des zermahlenen Gesteins wird mit großen Mengen extrem salzhaltigem Wasser gespült. An die Oberfläche gelangt dadurch ein Schlammgemisch, welches neben hochgiftigen Schmiermitteln auch noch alles enthält, was sonst alles im Boden zu finden ist. Je nach geologischer Situation sind das Quecksilber, Arsen und andere Schwermetalle. Das radioaktive Zerfallsprodukt aus Uran – Radium-226 – ist gut wasserlöslich und kommt ebenfalls mit der Bohrschlämme an die Oberfläche. Das stark salzhaltige und toxische Lagerstättenwasser muss speziell entsorgt werden. Die Entsorgung erfolgt oft in ausgedienten Bohrungen, genannt Disposalbohrungen oder Versenkbohrstellen. Zu den Versenkbohrstellen gelangt das Lagerstättenwasser häufig über LKW-Flotten oder Leitungen, durch die das Lagerstättenwasser zwischen Förderstellen, Gastrocknern und Versenkbohrstellen transportiert wird. Auch hier passieren immer wieder Unglücke. Bei dem von der RAG durchgeführten Bohrprojekt im nahegelegenen Assing war es bei diesem Abtransport zu einem Unfall gekommen. Dabei war ein LKW mit toxischen Bohrschlämmen auf der Straße ausgelaufen. Ein solcher nahe dem Naturschutzgebiet wäre eine nicht wieder gutzumachende Katastrophe! Und auch bei ExxonMobil im Erdgasfeld Söhlingen müssen gerade umfangreiche Sanierungsmaßnahmen stattfinden. Über Jahre wurden Grundwasser und Erdboden mit Lauge, Quecksilber und Benzol kontaminiert.
Lagerstättenwasser, welches bei jeder Gasförderung zwangsläufig anfällt, wird vor Ort in industriellen Anlagen, den Gastrocknern vom Gas (Menthan) getrennt. In dem Lagerstättenwasser können Quecksilber, Benzol, Toluol und andere hochgiftige, krebserregende Stoffe sein, immer abhängig von der geologischen Situation. Auch Radium-227 fällt bei der Förderung weiterhin an. Zu Beginn einer Förderphase wird über oberirdische Fackeln das zuerst austretende Methan verbrannt. Nachts erleuchten die Fackeln die Umgebung. Sie fauchen wie Flugzeugtriebwerke und blasen zusätzliche Schadstoffe in die Luft.
Die Bürgerinitiative Breitbrunn sieht in erster Linie eine Gefährdung des Grundwassers als auch der wertvollen Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte. Kommt es zu einem Schaden am Langbürgner See, wird eines der schönsten Naturschutzgebiete Deutschlands degradiert. Die Flora und Fauna wäre unwiederbringlich geschädigt. Dieser Schaden kann auch mit Geld nicht wieder gut gemacht werden! Zudem lebt die Gegend rund um die Eggstätt Hemhofer Seenplatte vorwiegend vom Tourismus, der durch den Bau eines ca 6000 qm großen Bohrplatzes erheblich leiden würde. Gewinner sind also nur die Energiekonzerne!
Gefährdung des Trinkwassers
Eine Gefährdung der Trinkwasserversorgung für etwa 25.000 Einwohner der 5 umliegenden Gemeinden (Breitbrunn, Eggstätt, Rimsting, Bad Endorf, Prien am Chiemsee und im Notverbund Riedering), die ihr Wasser aus dem Langbürgner See ( jährlich ca. 1,3 Milliarden Liter ) und den angrenzenden Wasserschutzgebieten beziehen, kann – selbst nach Aussage des bayerischen Umweltministers – nicht ausgeschlossen werden.
Dazu Art. 141 der Verfassung des Freistaates Bayern
Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ist, auch eingedenk der Verantwortung für die kommenden Generationen, der besonderen Fürsorge jedes einzelnen und der staatlichen Gemeinschaft anvertraut. Tiere werden als Lebewesen und Mitgeschöpfe geachtet und geschützt. Mit Naturgütern ist schonend und sparsam umzugehen. Es gehört auch zu den vorrangigen Aufgaben von Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts, Boden, Wasser und Luft als natürliche Lebensgrundlagen zu schützen, eingetretene Schäden möglichst zu beheben oder auszugleichen und auf möglichst sparsamen Umgang mit Energie zu achten, die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes zu erhalten und dauerhaft zu verbessern, den Wald wegen seiner besonderen Bedeutung für den Naturhaushalt zu schützen und eingetretene Schäden möglichst zu beheben oder auszugleichen,
§ 48, Reinhaltung des Grundwassers (1) Eine Erlaubnis für das Einbringen und Einleiten von Stoffen in das Grundwasser darf nur erteilt werden, wenn eine nachteilige Veränderung der Wasserbeschaffenheit nicht zu besorgen ist.
Über das Naturschutzgebiet und seine Bedeutung, auch für Grund- und Trinkwasser
Das seit 1939 ausgewiesene Naturschutzgebiet Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte ist durch seinen Charakter als Eiszerfallslandschaft einzigartig und von herausragendem Wert. Im Jahr 2004 wurde dieses Gebiet von der Europäischen Kommission als Gebiet von „gemeinschaftlicher Bedeutung“ sprich als „Natura 2000“ Gebiet anerkannt; dafür wurden insgesamt ca. 3 Mio. Euro investiert. Der Langbürgner See ist der größte von 18 Seen die untereinander durch Wasserläufe mit geringem Gefälle nach Norden verbunden sind. Es handelt sich um grundwassergespeiste Toteislöcher ohne oberirdischen Zufluss.
Der Bohrplatz würde nur 6 m neben dem Naturschutzgebiet (FFH Gebiet) entstehen! Links und rechts neben der Bohrstelle, jeweils ca.150 m entfernt befinden sich Kontrollbrunnen der örtlichen Wasserversorger. Der Abstand zum nächsten Dorf beträgt keine 120 m.
Das Oberflächenwasser soll ungereinigt über Versickerungsgräben abgeleitet werden und gelangt somit in das Grundwasser.
Da bereits während der Bohrung Methan unkontrolliert austreten kann, besteht die Gefahr hoher Immissionsausstoß (Luft- und Lärmbelastung).
Methan ist 25-mal so klimaschädlich, wie CO2. An der Bohrung wird Monate lang an 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche gearbeitet. 11 Meter hohe Lärmschutzwände direkt am Naturschutzgebiet werden nur ein wenig helfen.
Konkrete Gefahren durch die zwei Bohrungen
Während der konventionellen Bohrung fallen große Mengen Bohrschlämme an – sowie Lagerstättenwasser bei der späteren Gasförderung. Beides ist, je nach geologischer Situation, mit krebserregenden Kohlenwasserstoffen (Benzol), giftigen Schwermetallen, wie z. B. Arsen, Quecksilber und radioaktiven Isotopen belastet. Bohrschlamm und Lagerstättenwasser müssen speziell entsorgt werden, dabei kam es schon mehrfach zu erheblichen Unfällen.
Die Eggstätt-Hemhofer Seenplatte ist ein besonders sensibles Gebiet, ein Biotop- und Feuchtgebiet mit hohem Grundwasserstand, das keine Fehler verzeiht und auch keine Bodensanierung zuläßt.
Bisherige Unfälle bei der Gasförderung im Chiemgau
Bereits 2009 ereignete sich bei der ersten Bohrung der Firma RAG Austria in Assing (Waging am See) ein Bohrschlammunfall, welcher zuerst von RAG Austria am 16.11.2011 abgestritten wurde. Erst zwei Wochen später auf Recherchen der BI-Breitbrunn wurde bestätigt, dass es diesen Unfall gab.
Ein weiteres Beispiel: „In Völkersen müssen aktuell 22 km ungeeigneter Rohrleitungen entfernt werden. Durch sie gelangte über Jahre unbemerkt Benzol in Boden und Grundwasser.“ Erst nach dem der NDR über die Kontaminierungen in Söhlingen berichtete, wurden die Leitungen kontrolliert.
Bürger und Behörden haben, juristisch gesehen, hierbei keinerlei Eingriffs- und Mitentscheidungs-Rechte!
Behörden werden bei der Einleitung des Genehmigungsverfahrens (wenn überhaupt!) nur angehört, Kommunen hingegen nur informiert, aber keine der Stellen beteiligt!
Das veraltete, undemokratische Bergrecht entspricht in keiner Hinsicht den heutigen Anforderungen.
Eine gesetzliche Umweltverträglichkeitsprüfung ist erst ab 500.000 Kubikmeter Gas pro Tag vorgesehen. Diese Menge wird nur selten erreicht oder kann von den Unternehmen leicht beeinflusst werden.
Umliegende Gemeinden (Breitbrunn, Eggstätt, Rimsting, Bad Endorf, Prien am Chiemsee) samt Bürgermeister und Gemeinderäte sind gegen das Bohrvorhaben, ebenso die untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Rosenheim.
Es wurden bereits über 6.000 Unterschriften gesammelt und mehr als 4.000 Petitionen eingereicht.
Erdgas-Fracking und Energiewende
Erdgas ist eine alte, fossile Energieform, welche keinen Beitrag zur Energiewende leistet.
Das von der RAG Austria geschätzte Gasvorkommen würde für Bayern ohnehin nur 9 Tage reichen und dafür würde man sogar Enteignen.
Tourismus und Naturschutz
Die Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte ist ein sehr beliebtes Urlaubs- und Naherholungsgebiet sowie Aushängeschild für den sanften Tourismus. Die erforderliche Industrieanlage für die Erdgasbohrung und Gasförderung wird sehr massiv und irreversibel in diese wunderschöne Natur und in das Leben der Menschen im Chiemgau eingreifen.
Ohnehin sind nur 3,6 % der Landesfläche Deutschlands als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Muß man also diese Gebiete einem zusätzlichen Risiko aussetzen?
Die Petition
Am 08.03.2012 hat sich der Ausschuß des Bayerischen Wirtschaftsministeriums mit der Petition gegen das Projekt befaßt. Die Petition wurde angenommen und mit einer Würdigung ( zweithöchste Entscheidung ) der Staatsregierung übergeben. Trotzdem war die Gefahr für das Naturschutzgebiet Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte dadurch noch nicht abgewendet, da die eigentliche Entscheidung darüber (Bergbau-Recht) auf Bundes-Ebene zu fällen ist.
Stellungnahme der RAG Austria
zu den Inhalten und Aussagen dieser Seite. Hierzu wäre festzuhalten, daß wir in Reaktion auf diese Stellungnahme den Begriff Fracturing durch Hochdruckspülverfahren unter Hinzunahme von Chemikalien und Schmierstoffen ersetzt haben. Im genauen fachlichen Sinne mag dies geboten erscheinen. In der Sache an sich und deren möglichem Gefährdungspotential für Grund-, Trinkwasser, Seenplatte und Naturschutzgebiet, ändert dies jedoch nichts Entscheidendes. Unseren Hinweise auf die mögliche Einbindung des Konzerns Gazprom haben wir ebenfalls konkretisiert.
Abgesehen davon freuen wir uns über diese Stellungnahme des Konzerns, geben sie hier im Original-Wortlaut wieder und stellen sie zur weiteren fachlichen Diskussion auf diese Seite. Die darin zitierten Text-Passagen, auf welche sich die Stellungnahmen des Konzerns beziehen, entstammen der vorangegangenen Text-Version dieser HTML-Seite. Wer nun wiederum auf diesen Beitrag der RAG Austria im Detail eingehen möchte, kann seinen Textbeitrag dazu gerne direkt an die Redaktion senden.
Sehr geehrter Herr Sartori,
wir haben Ihren Text auf http://www.die-neue-isar.com/donau-buch-projekt/grundwasser-fluesse-trinkwasser-naturschutz-bayern-gas-fracking-chiemgau zur Kenntnis genommen und weisen Sie hiermit darauf hin, dass zahlreiche Sachverhalte falsch dargestellt sind. Wir fordern Sie auf, diese wie nachfolgend aufgelistet richtigzustellen.
1. Fracking
Zitat: “So soll im Chiemgau, inmitten des Naturschutzgebiets Eggstätt Hemhofer Seenplatte, mit ihren 18 von sauberem Grundwasser gespeisten Seen, und zwar direkt unter dem Langbürgner See, Gas gefördert werden: mittels des hydraulischen Fracturing oder kurz “Fracking” genannt.”
Das ist nicht korrekt. Bei den geplanten Bohrungen am Langbürgner See wird kein Fracking zur Anwendung kommen, auch vor dem Hintergrund, dass diese Methode aus geologischen Gründen gar nicht notwendig ist. Dies haben wir von Anfang an und im Verlauf der in den vergangenen Monaten zwischen uns und auch mit Experten geführten Dialoge mehrfach erläutert und den Vertretern der Gemeinde und der BI Breitbrunn im Rahmen der Informationsveranstaltung am 16. November 2011 zugesichert und schriftlich am 21. November 2011 bestätigt.
2. Gas-Fracking-Projekt
Zitat: “Daß dies auch ein Thema für das Flußportal Die neue Isar ist, liegt daran, daß durch das Gas-Fracking-Projekt im Chiemgau unmittelbar die Grundwasser Flüsse betroffen und gefährdet werden und diese Bedrohung nicht allein das Chiemgau berührt, sondern ähnliche Vorhaben über das ganze Land verteilt auf uns zukommen können.”
Das ist falsch. Wie oben beschrieben, kommt kein Fracking zum Einsatz. Zum Schutz des Grundwasser werden eine Reihe von Maßnahmen getroffen, welche von den wasserrechtlich zuständigen Behörden überprüft und ggf noch zusätzlich mit Auflagen verbunden werden.
3. Kooperationen
Zitat: “Im Gemeindegebiet Breitbrunn am Chiemsee plant das österreichsiche Unternehmen RAG Austria, ursprünglich in Kooperation mit E.ON, mittlerweile jedoch, wie zu erfahren war, mit dem russischen Staatskonzern Gazprom, die Erschließung zweier neuer Lagerstätten.”
Das ist nicht korrekt. Kooperationspartner der RAG bei der Umsetzung des Projektes ist und war die Bayerngas GmbH. Die RAG Austria handelt hier im Rahmen einer durch den Freistaat Bayern vergebenen Lizenz, somit im Auftrag des Freistaates Bayern und plant in und für Bayern diese Erdgasförderung.
4. Bohrungsverlauf
Zitat: “Unter dem Langbürgner See – direkt neben dem Naturschutz- und FFH-Gebiet Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte – sollen mit Hilfe von Horizontalbohrungen konventionelle Gasvorkommen erschlossen werden.”
Dieser Plan besteht nicht, da Horizontalbohrungen hier nicht nötig sind. Es werden sogenannte Ablenkbohrungen durchgeführt.
5. Bohrplatz
Zitat: “Gasförderung ist aufwendig und mit einer Reihe von Nebenwirkungen verbunden, über die in der Industrie nicht gerne gesprochen wird. Alleine ca. 6000 qm groß soll der Bohrplatz knapp an der Grenze zum Naturschutzgebiet werden.”
Zwar soll der geplante Bohrplatz auf einer Fläche von ca. ca. 6.000 m² errichtet werden, allerdings ist die Sondenplatzgröße nur ca. 4.200 m² groß. Davon würden nur ca. 2.700 m² bebaut werden, der Rest wäre eine Schotterfläche.
6. Bohrschlämme
Zitat: “Während der Bohrung fallen riesige Mengen Bohrschlämme an. […] An die Oberfläche gelangt dadurch ein Schlammgemisch, welches neben hochgiftigen Schmiermitteln auch noch alles enthält, was sonst alles im Boden zu finden ist. Je nach geologischer Situation sind das Quecksilber, Arsen und andere Schwermetalle. Das radioaktive Zerfallsprodukt aus Uran – Radium-226 – ist gut wasserlöslich und kommt ebenfalls mit der Bohrschlämme an die Oberfläche. Das stark salzhaltige und toxische Lagerstättenwasser muss speziell entsorgt werden.”
Das stimmt nicht. In den geologischen Zielgebieten der oberösterreichischen und bayerischen Molasse befinden sich primär Tone, Tonmergel, Sandsteine und Konglomerate. Das dabei anfallende Bohrgestein kann daher großteils über konzessionierte Unternehmen einer Wiederverwertung (zB. Zementindustrie) zugeführt werden. Der Rest wird durch hierfür eigens konzessionierte Unternehmen unter Anwendung der geltenden Vorschriften und Richtlinien abtransportiert und gelagert. Aufgrund der vorgegebenen geologischen Zielgebiete ist in der oberösterreichischen und bayrischen Molassezone nicht mit den Bestandteilen Quecksilber, Arsen oder anderen Schwermetallen zu rechnen. Sämtliche Flüssigkeiten des Bohrprozesses werden in einem geschlossenen Kreislauf geführt. Es wird kein Bohrwasser in die Erde verpresst. Generell gilt, dass bezogen auf die gesamte Gasproduktion der RAG in den Molassezonen unserer Konzessionen 50 % der Förderung ohne jeglichen Wasseranfall funktioniert. Dies entspricht einem Anteil von 0,003% Wassergehalt pro gefördertem Kubikmeter Gas. Es ist daher auch im gleichen geologischen Zielgebiet der bayrischen Molassezone mit nur sehr geringem Anfall an Lagerstättenwasser zu rechnen. Sollte dennoch Lagerstättenwasser anfallen, so wird dieses vom Gas abgesondert und in einem geschlossenen doppelwandigen Tank („Tank im Tank“) gesammelt. Es wird anschliessend von hierfür konzessionierten Unternehmen vorschriftsgemäß aufbereitet und entsorgt. Unabhängige Dritte führen Messungen der Wasser- und Luftqualität durch. Routinemäßig nimmt die RAG sowohl vor als auch nach Ende der Bohrtätigkeit Untersuchungen zur Beweissicherung in den Brunnen, Quellen und Trinkwasserversorgungsanlagen im Umkreis von 300 m um das Bohrloch vor.
7. LKW-Unfall Assing 2009
Zitat: “Zu den Versenkbohrstellen gelangt das Lagerstättenwasser häufig über LKW-Flotten oder Leitungen, […] Bei dem von der RAG durchgeführten Bohrprojekt im nahegelegenen Assing war es bei diesem Abtransport zu einem Unfall gekommen. Dabei war ein LKW mit toxischen Bohrschlämmen auf der Straße ausgelaufen. Ein solcher nahe dem Naturschutzgebiet wäre eine nicht wieder gutzumachende Katastrophe!”
Wie mehrfach gegenüber der Bürgerinitiative Breitbrunn und der Öffentlichkeit erläutert, gelangte am 2. Oktober 2009 um ca. 19.00 Uhr nach einer Bremsung des LKWs eines konzessionierten Unternehmers unweit des Bohrplatzes Assing eine Menge von ca. 100-200 Liter Bohrgestein auf die Fahrbahn. Wir haben bereits mehrfach erklärt, dass sich in den geologischen Zielgebieten der oberösterreichischen und bayerischen Molasse (so auch in Assing) Tone, Tonmergel, Sandsteine und Konglomerate befinden. Aufgrund der Zusammensetzung des Bohrgesteins kann es zu keiner Gefährdung für die Umwelt oder Gesundheit kommen, geschweige denn als toxisch bezeichnet werden. Außerdem wurden Polizei und Feuerwehr informiert und waren vor Ort. Die verschmutzte Fahrbahnstelle wurde durch die Feuerwehr gereinigt.
8. Vergleich Exxonmobil
Zitat: “Und auch bei ExxonMobil im Erdgasfeld Söhlingen müssen gerade umfangreiche Sanierungsmaßnahmen stattfinden. Über Jahre wurden Grundwasser und Erdboden mit Lauge, Quecksilber und Benzol kontaminiert.”
Bei der Förderung in Söhlingen, Niedersachsen, wurde Fracking eingesetzt. Die RAG wird, wie bereits erläutert, kein Fracking einsetzen, weshalb ein derartiger Vergleich unzulässig ist.
9. Entfernung zum Naturschutzgebiet
Zitat: “Der Bohrplatz würde nur 6 m neben dem Naturschutzgebiet (FFH Gebiet) entstehen! Links und rechts neben der Bohrstelle, jeweils ca.150 Meter entfernt befinden sich Kontrollbrunnen der örtlichen Wasserversorger. Der Abstand zum nächsten Dorf beträgt keine 120 m.”
Die Entfernungsangabe zum Naturschutzgebiet und die zum Kontrollbrunnen sind falsch. Der bisher geplante Bohrlochmittelpunkt befindet sich ca. 70 Meter entfernt vom Naturschutzgebiet. Die Entfernung zum nächsten Brunnen bei Gattern beträgt ca. 200 Meter. Routinemäßig nimmt die RAG sowohl vor als auch nach Ende der Bohrtätigkeit Untersuchungen zur Beweissicherung in den Brunnen, Quellen und Trinkwasserversorgungsanlagen im Umkreis von 300 m um das Bohrloch vor. Ohnehin wird aber mit den Betroffenen vor Ort und den kommunalen Entscheidern nach einer alternativen Bohrlokation gesucht.
10. Ableitung Oberflächenwasser
Zitat: “Das Oberflächenwasser soll ungereinigt über Versickerungsgräben abgeleitet werden und gelangt somit in das Grundwasser.”
Das stimmt nicht. Bei den Bohrplätzen der RAG unterscheidet man generell zwischen einem inneren Bereich rund um den geplanten Bohrkeller und einem äußeren, geschotterten Bereich. Im inneren Bereich erfolgt die Ableitung aller Oberflächenwässer in den Bohrkeller, der von einem konzessionierten Unternehmen abgesaugt und entsorgt wird. Die Oberflächenwässer des äußeren Bereiches werden in entsprechend dimensionierte Versickerungsbecken geleitet und versickern dort. Die Container, die sich im äußeren Bereich befinden, sind doppelbödig ausgeführt und werden mehrmals täglich auf Dichtigkeit kontrolliert.
Die Anordnung im inneren und äußeren Bereich wurde bei anderen in Bayern durchgeführten Bohrungen von der Wasserrechtsbehörde für gut befunden und entspricht den gesetzlichen Vorgaben.
11. Unkontrollierter Methanaustritt
Zitat: „Da bereits während der Bohrung Methan unkontrolliert austreten kann….“
Das stimmt nicht. Damit Methan nicht unkontrolliert austreten kann, dafür sorgen zahlreiche Regel- und Sicherheitseinrichtungen. Für jede Phase im Bohrgeschehen haben wir die weltweit höchsten Sicherheitsvorkehrungen: beginnend bei den genauen Kenntnissen des Untergrunds, über die exakte Überwachung der Bohrung und die Sicherheitsventile in der Bohrung selbst: Unsere Mitarbeiter sind bestens ausgebildet, trainiert und geschult. Höchste Sicherheitsstandards haben für die RAG oberste Priorität.
12. Enteignung
Zitat: “Man würde […] sogar Enteignen.”
Enteignungen stellen die Ultima Ratio dar. RAG hat weiterhin ein starkes Interesse an einer einvernehmlichen Lösung. Daher wird mit den Betroffenen vor Ort und den kommunalen Entscheidern auch nach einer alternativen Bohrlokation gesucht.
13. Diskussion im Wirtschaftsministerium
Zitat: “Am 08.03.2012 hat sich der Ausschuss des Bayerischen Wirtschaftsministeriums mit der Petition gegen das Projekt befasst.”
Das ist nicht korrekt. Das bayerische Wirtschaftsministerium hat sich mit der Petition gegen das Projekt nicht befasst, sondern der Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags. Zudem sei angemerkt, dass fossile Energieträger sehr wohl einen umfassenden Beitrag zur Energiewende leisten. Es ist aus vielen internationalen Studien belegt, dass die Nachfrage nach Erdgas weltweit steigen wird (die IEA erwartet bis 2030 eine weitere Steigerung des Erdgasverbrauchs um rund 25 Prozent). Gerade als Partner von erneuerbaren Energieformen, wie Wind- und Sonnenenergie, kann Erdgas einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Erneuerbare Energieträger können die stetige Energieversorgung nicht sichern: im Schnitt können (zB. auf Österreich bezogen) Windräder nur an 83 Tagen im Jahr ihre volle Leistung liefern und stehen oft tagelang wegen Flaute still. Die Sonne zeigt sich selbst im sonnenverwöhnten Teilen des Landes nur an ca. einem Fünftel der Zeit (2000 Stunden von insgesamt 8760 Stunden pro Jahr). Die enormen Leistungsschwankungen von erneuerbaren Energieträgern wie Windkraft und Solarenergie müssen von konventionellen Kraftwerken aufgefangen werden. Die ideale Kombination sind Erdgasspeicher und Gaskraftwerke, die sich nach Bedarf rasch hoch- und herunterfahren lassen, und auch ausreichend Energie für die nötigen langen Überbrückungszeiten zur Verfügung stellen können. Die Erdgasförderung und -bevorratung ist somit ein wichtiges flexibles Instrument, um die Schwankungen des Erdgasbezugs gegenüber dem tatsächlichen Erdgasbedarf bzw. des Energiebedarfes auszugleichen, dies auch in Hinblick auf den Ausstieg Deutschland aus der Kernenergie.
Im Sinne eines fairen Dialogs möchten wir Sie bitten in Zukunft sicher zu stellen, dass die Öffentlichkeit nicht falsch informiert wird!
Dipl. Ing. Henrik Mosser, MBA, Head of E&P International, West-/Southeasteurope & Evaluation, RAG Rohöl-Aufsuchungs, Aktiengesellschaft, Schwarzenbergplatz 16, A-1015 Wien, www.rag-austria.at
Sehr geehrter Herr Mosser,
(ein offener Brief, von Ralf Sartori)
Grundsätzlich ist es sicherlich zu begrüßen, daß Sie sich als Konzern-Chef der RAG Rohöl-Aufsuchungs, Aktiengesellschaft persönlich und auch in dieser Ausführlichkeit zu den auf dieser Seite dargestellten Kritikpunkten äußern. Dennoch möchte ich Ihre Ausführungen hier nicht unwidersprochen wiedergeben:
Daß Sie darauf bestehen, daß im Naturschutz- und im FFH-Gebiet kein Gas-Fracking-Verfahren je zur Anwendung gelangen wird, mag im fachlich engeren Sinne zwar richtig sein. Doch auch das sog. Hochdruckspülverfahren unter Hinzunahme von bis zu mehreren hundert verschiedenen Chemikalien und Schmierstoffen, deren Anwendung aller Vorausschicht nach unter dem Langbürgner See vorgesehen ist, sollte es Ihnen gelingen, sich gegen den breitangelegten Widerstand in der Region dennoch durchzusetzen, beinhaltet vergeichbare Gefährdungspotentiale.
Wenn Sie schreiben, daß keine Horizontalbohrungen unter den Langbürgner See durchgeführt werden sollen, sondern nur sog. Ablenkbohrungen, mag der versierte Ingenieur etwas mit diesen feinen Unterscheidungen anzufangen wissen. Fest steht aber doch, dessen ungeachtet, daß der Bohrkanal, durch mehrere geologische und reines Grundwasser führende Schichten hindurch, direkt unter den Langbürgner See getrieben werden soll, der sich definitiv im Naturschutz-, FFH- und Trinkwasserschutz-Gebiet Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte befindet.
Wenn Sie davon sprechen, daß sich der Bohrloch-Mittelpunkt ca. 70 Meter entfernt vom Naturschutzgebiet befindet, anstatt 6 Metern, betrachte ich das an der Sache, um die es hier geht, vorbei argumentiert, da das 6000 m2 große Areal industrieller Gasförderung, dessen Größe auch Sie nicht in Abrede stellen, der genauen Position des Bohrlochs ungeachtet, direkt an das Naturschutzgebiet grenzt und in dessen Nachbarschaft einen erheblichen Eingriff darstellt, auch im Hinblick auf das Landschaftsbild, von den Risiken für den Menschen und dessen dort in unmittelbarer Nähe gewonnenes Trinkwasser wie auch für die Natur als Ganzes, ganz zu schweigen. Allein der 30 Meter hohe Bohrturm (die eigentliche Bohrung läuft 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Nachts werden die Bohrplätze hell beleuchtet. Sie sind im weiten Umkreis zu sehen und kaum zu überhören. Der Bohrbetrieb kann mehrere Monate dauern) würde in Verbindung mit dem riesigen Förder-Areal und allen weiteren beschriebenen Begleit-Erscheinungen, das noch einzigartig schöne und naturnahe Landschaftsbild des Chiemgau in nicht hinzunehmender Weise beeinträgtigen.
Und gerade in Anbetracht des wertvollen Naturschutzgebietes Eggstätt-Hemhofer-Seenplatte und der darin lebenden geschützten Tierarten wäre ein solches Unterfangen der blanke Irrsinn, wobei wir auch schon bei den handfesten Gefährdungen der Grundwasser gespeisten Seen und des Trinkwasser-Reservoirs der Region angelangt wären, eine Gefährdung, die Sie hier zwar herunterzuspielen versuchen, die aber auch Sie letztlich nicht entkräften können.
Denn selbst, wenn Bohrschlämme und Lagerstätten-Wässer in doppelwandigen Tanks auf ihrem Industrie-Areal, das sich direkt am Natur- und auf dem Trinkwasserschutz-Gebiet befindet, gelagert und von eigens hierfür konzessionierte Unternehmen, unter Anwendung der geltenden Vorschriften und Richtlinien, abtransportiert und gelagert wird, bleibt, wie immer, ein gewisses Risiko bestehen.
Und ein solches Risiko direkt im Grundwasser-Einzugs- und Durchflussbereich der naturgeschützten Seenplatte bewußt einzugehen, ist aus meiner Sicht, und mit dieser Einschätzung befinde ich mich alles andere als allein, völlig inakzeptabel, da nicht verantwortbar. Denn wie, Herr Mosser, wollen Sie es verantworten, wenn es hier tatsächlich zu einem Austritt giftiger Substanzen kommt? Auch wenn mit solchen im dortigen Untergrund eher nicht zu rechnen sei (was ohnehin nie ganz ausgeschlossen werden kann), so bleiben immer noch zahlreiche hochgiftige Schmiermittel und chemische Substanzen, die für die Bohrung an sich definitiv erforderlich sind. Und ein Unfall, aufgrund menschlichen oder technischen Versagens, läßt sich niemals ausschließen. Käme es dazu, wäre der Schaden, gerade in diesem Gebiet, mit der höchsten Schutz-Kategorie, nicht wieder gut zu machen.
Jeder Mathematiker weiß, daß der Fall-Eintritt eines vorerst noch theoretischen Risikos, ungeachtet dessen Warscheinlichkeits-Grades, immer nur eine Frage der Zeit ist. Und die Bereitschaft, ein entsprechendes Risiko ausgerechnet hier, in einem in mehrfacher Hinsicht so hochsensiblen, einzigartigem und geschütztem Natur- und Trinkwasser-Reservoir einzugehen, kann eigentlich, vorsichtig und freundlich ausgedrückt, nur als höchst unverhältmäßig betrachtet werden!
Und auch angesichts der breiten und vehementen Ablehnung Ihres Gasförder-Vorhabens im Chiemgau, Herr Mosser, appelliere ich, wie auch so viele andere, nochmals in aller Eindringlichkeit an Sie, endlich davon Abstand zu nehmen. Denn Profit ist nicht alles. Und was bedeutet schon Profit, zu einem so hohen Preis, zumal Sie damit auch Ihr persönlichen Ansehen in der Region – je länger Sie daran festhalten – mehr und mehr beschädigen.
Ralf Sartori