Isar München Monitoring

Diese Isar-Themenseite (vor allem Isar München, Obere Isar) lädt u.a. ein, an einem wissenschaftlichen Isar-Monitoring-Programm teilzunehmem (Näheres dazu im folgenden Beitrag), wer sich zudem für die jeweils aktuellen Entwicklungen entlang der Isar interessiert, findet im Isar-Blog München unter www.die-neue-isar.com/isarrenaturierung/isar-muenchen-isar-blog ausführliche Hintergrundbeiträge zu allen Isarthemen. Bei Interesse am gemeinsamen Programm des Forum neue Isar mit seinen Isar-Veranstaltungen und des Nymphenspiegel Kulturforum München mit dessen Offenen Kultursalons und Atelier-Festen, finden Sie sämtliche Termine, immer auf dem aktuellen Stand unter www.die-neue-isar.com/kontakt/isar-veranstaltungen-nymphenspiegel-kultursalon-programm.

Ralf Sartori/ Forum & Redaktion Die neue Isar

 

Isar-Monitoring/ Teilnahmemöglichkeit

(Auszug aus untengenannter Homepage)

“In Südbayern sind die Flüsse Lech, Isar und Inn wichtige chorologische Brücken zwischen den Alpen, ihrem unmittelbaren Vorland und dem Jura. Die Flora von München könnte für die Isar die Frage beantworten, inwieweit diese Brückenfunktion noch besteht, oder bei welchen Arten die chorologische Achse unterbrochen ist. Hat vielleicht auch Isar-Brückenarten ein Wechsel stattgefunden und sind heute andere Arten an das Isartal gebunden?

Ein drittes Ziel, nämlich die Beantwortung der Frage, inwieweit und worin sich die Flora der Stadt von der des Umlandes unterscheidet, wird sich allerdings nur erreichen lassen, wenn das Kartierungsgebiet entscheidend ausgeweitet werden kann. Auch aus mehreren anderen Gründen schiene diese Ausweitung sinnvoll:
bessere Anbindung an die benachbarten Kartierungsprojekte von Augsburg und Landshut
Einbindung der großen Münchner Forsten in das Kartierungsgebiet
klarere Grenzen für das bislang recht unregelmäßig umgrenzte Kartierungsgebiet

Bereits eine bescheidene Ausweitung des Kartierungsgebietes bedeutet aber annähernd eine Verdoppelung der Zahl der Kartierungsflächen, die mit der derzeitigen Zahl von KartiererInnen in überschaubarer Zeit nicht zu bearbeiten sein wird.

Für die Zahl zu kartierender Rasterfelder ist die Zahl zur Mitarbeit bereiter Kartierer/innen (etwa zehn) leider noch viel zu gering. Dieser programmatische Beitrag ist daher in erster Linie als dringliche Bitte um weitere Mitarbeiter/innen zu verstehen. Diese Einladung zu aktiver Beteiligung richtet sich ausdrücklich auch an nicht-berufsmäßige Botaniker. Wir würden damit übrigens eine Münchner Tradition fortsetzen, denn auch Georg Woerlein war als pensionierter Militärangehöriger ein `Liebhaberbotaniker´.” (Mehr zum Projekt und Kontakt unter www.bayernflora.de/de/forum_gesellschaften.php?id=VR_MUE)

Dr. Franz Schuhwerk
Botanische Staatssammlung München
Menzinger Str. 67, 80638 München
Tel. 089/17861-240, Fax 089/17861-193
Mail: schuhwerk@bsm.mwn.de

 

Alpenschwemmlinge an der „alten“ und „neuen“ Isar

(Der folgende Beitrag von Dr. Franz Schuhwerk und Prof. Susanne S. Renner befindet sich in voller Länge in Band 3 Die neue Isar, mehr zu allen bisher erschienenen Isarbüchern dieser Reihe unter http://www.die-neue-isar.com/die-neue-isar)

Alpenschwemmling – ein Begriff, für den „google“ nur 180 Einträge hat, von denen etwa die Hälfte auf Isar und Lech Bezug nehmen (Zugriff am 11. August 2011).

Als Alpen- bzw. Gebirgsschwemmlinge werden seit 1938 (Walas 1938) Gebirgspflanzen bezeichnet, deren Samen oder bewurzelungsfähige Bruchstücke vom fließenden Wasser talwärts verdriftet werden, wo sie sich auf Ablagerungen an flachen Stellen oder am Ufer etablieren können. Der Begriff ist aber nicht streng wörtlich zu nehmen. Die Samen oder andere Ausbreitungseinheiten dieser Arten werden nicht jedes Jahr von den Alpen bis an die Isar bei Untergiesing oder Harlaching verfrachtet. Vielmehr besiedeln solche „Schwemmlinge“ einfach einen vom Umland stark abweichenden Standort, eben Schotterbereiche entlang von Wasserläufen. Schotterbänke bieten lichtreiche, konkurrenzarme und zeitweilig wasserreiche, zeitweilig aber völlig austrocknende Standorte, auf die die Schwemmlingsarten angewiesen sind. Ihre Samen brauchen zur Keimung Licht und viel Feuchtigkeit; dichte Konkurrenz anderer Pflanzen können sie nicht aushalten. Solange flußnahe Schotterflächen und Kiesbänke entlang des Lechs oder der Isar ein „Standortsband“ von den Voralpen bis nach München oder Augsburg bilden und soweit die Flußläufe nicht massiv unterbrochen sind, solange werden einzelne Arten sich entlang dieses Bandes ausbreiten.

Bis nach München dringen aber nur wenige Alpenschwemmlinge vor. Das Phänomen erregte trotzdem, oder gerade deshalb, schon früh die Aufmerksamkeit von Botanikern; so gab der berühmte Carl Friedrich von Martius in seinem Jugendherbar zu einem Herbarbeleg vom Alpen-Leinkraut (Linaria alpina) eine ausführliche Erläuterung. Kommentar zu einem Herbarbeleg aus dem Jugendherbar von C. F. P. von Martius, geschrieben wohl zwischen 1814 und 1817; Abschrift: „Alpenpflanze; geht jedoch mit den Gebirgsflüssen [unleserlich] dem Lech, der Isar, weit ins Flachland hinab, und findet sich daher noch um München, selbst unterhalb Landshut auf den Kiesbänken und dem Gerölle der Isar, ist noch schöner als im Gebirge.“). Auch das Kriechende Gipskraut (Gypsophila repens) ist eine Art, die von 500 bis 2000 m Höhe vorkommen kann und gelegentlich in Kleinstpopulationen beobachtet wird, z. B. 2008 an der Isar bei Baierbrunn.

Über eine Rückkehr von Alpenschwemmlingen im Zuge der Isar-Renaturierung gibt es noch keine Kenntnisse. Es ist aber denkbar, daß die breiten neuen Geröllbereiche und Kiesbänke in Zukunft das Vorkommen von Alpenschwemmlingen im Stadtbereich wieder ermöglichen könnten. Um überhaupt zu wissen, welche Arten an einem bestimmten Standort wann zuletzt oder zuerst vorgekommen sind, braucht es natürlich regelmäßiges Monitoring und Dokumentation des Gefundenen. Da Pflanzen zum großen Teil aus Zellulose und Wasser bestehen, kann man sie leicht zwischen saugfähigem Papier trocken und die getrockneten und etikettierten Exemplare dann Jahrhunderte lang in Schränken oder Fächern aufbewahren. Eine solche Sammlung, genannt Herbarium, ermöglich die Überprüfung von Veränderungen in der Vegetation entlang der Isar. München besitzt in der „Botanischen Staatssammlung“ in Nymphenburg ein ausgezeichnetes solches Herbarium. Hier werden seit über 200 Jahren die Pflanzenwelt Bayerns, Europas, aber auch vieler außer-europäischer Gebiete, in Form von getrockneten Pflanzen für die Forschung und den Naturschutz dokumentiert und zugänglich gemacht.

Bei der Auswertung von getrocknetem Material in unserer Sammlung entdeckten wir vor einigen Wochen zum Beispiel, daß es früher in den Isarauen bei München das Mont-Cenis-Rispengras (Poa cenisia) gab. Im Herbarium von J. G. Zuccarini, das Teil unserer Sammlung ist, liegt ein 1817 gesammelter Beleg dieser Art. Eine genauere Untersuchung zeigt jedoch, daß es sich bei der mittleren Pflanze um das weit häufiger verschwemmte Alpen-Rispengras (Poa alpina) handelt. Nur noch einmal, 1856, ist Poa cenisia an der Isar seither dokumentiert worden. Ob die Art nicht doch noch da ist, kann nur durch Abgehen von entsprechenden Standorten ermittelt werden. Dafür sind gar nicht einmal besondere botanische Kenntnisse nötig, sondern hauptsächlich ein gutes „Suchbild“ der Art, nach der man Ausschau hält, und ein Photoapparat. Anhand eines Photos kann einer der Experten in der „Botanischen Staatssammlung“ meist sofort entscheiden, welche Art gefunden wurde.  Wer sich für das Monitoring unserer Stadtflora interessiert, sollte die Webseite des Projektes „Flora von München“ www.bayernflora.de/de/forum_gesellschaften.php?id=VR_MUE besuchen.

Die meisten Alpenschwemmlinge entstammen der Geröll- und Schuttflora; manchmal werden aber auch Arten aus den Rasengesellschaften verschwemmt. So möchten wir diese kleine Betrachtung nicht beenden, ohne die vielleicht berühmteste Alpenart, die ganz unerwartet früher auch an der Isar bei München vorkam, zu erwähnen: das Edelweiß (Leontopodium alpinum; Abb. 5).  Für beide Herbarbelege aus dem 19. Jahrhundert wird ausdrücklich Isarkies als Fundort genannt.

Dr. Franz Schuhwerk und Prof. Susanne S. Renner

 

Comments are closed.